Die 90 zusammengenähten Rundbilder in „Sewn Antidote“ zeigen unsere gemeinsamen Erfahrungen mit der Pandemie und die verschiedenen kreativen Wege, wie wir auf die Isolation reagiert haben, die das Virus verursacht hat.
Lara Hailey, britische Textil- und bildende Künstlerin.
Genähtes Gegenmittel
Während der COVID-19-Pandemie haben Lara Haily und ihre Schülerinnen und Schüler einen Quilt mit Botschaften wie „The world on hold“ (Die Welt steht still) und „Keep on keeping safe“ (Bleib weiter gesund) genäht.
Er zeigt, wie sich die Menschen während des Lockdowns fühlten, wie sie warteten, vorsichtig waren und Freude an kleinen Dingen fanden. Einige haben im Garten gearbeitet, gebastelt oder sich neue Fähigkeiten angeeignet.
Kannst du deine eigenen Gefühle und Aktivitäten während des Lockdowns in dem Quilt wiedererkennen?
„Quilting Bees“ sind gesellige Zusammenkünfte, bei denen sich Menschen treffen und gemeinsam einen Quilt herstellen. Sie entstanden im 19. Jahrhundert als eine Möglichkeit, soziale Kontakte zu knüpfen und Beziehungen zwischen den teilnehmenden Frauen zu schaffen.
Die Teilnehmerinnen und Teilnehmer der Quilting Bees verhalten sich wie fleissige Bienen und stellen unter der Anleitung erfahrener „Königinnen" Textilien her. Einige Patches sind in einem von der Natur inspirierten Wabenmuster zusammengenäht.
Erzählen Kleider Geschichten?
Am „Red Dress Project“ (Rotes Kleid-Projekt) haben in 14 Jahren 380 Stickerinnen und Sticker teilgenommen, hauptsächlich Frauen aus vielen Ländern und Kulturen der Welt. Zoom rein und erkunde die Fäden ihres Lebens und die Schönheit ihrer Arbeit.
Buchstaben nähen
Vor langer Zeit haben Mädchen gelernt, wie man einen Haushalt führt. Im Nähunterricht in der Schule haben sie oft Buchstaben und Wörter genäht oder gestickt.
Sie lernten auch, wie sie ihre Kleidung mit ihren Namen und Initialen beschriften können. Das hat ihnen geholfen, lesen und schreiben zu lernen!
Alle Geschlechter stricken
Mitte des 20. Jahrhunderts lernten Jungen und Mädchen die gleichen Fähigkeiten, um im Haushalt helfen zu konnten. Sowohl Jungen als auch Mädchen arbeiteten mit Textilien sowie Holz und stellten Handarbeiten her.
Dieser strickende Fischer zeigt seine Kunst. Früher haben Männer gestrickt und nun stricken manche Männer wieder!
MINT-Fähigkeiten
Das Erlernen von Mathematik, Informatik, Naturwissenschaften und Technik (MINT) ist für Schülerinnen und Schüler und Menschen, die in der Textilindustrie arbeiten, wichtig. Rachel Makinson (1917-2014) war eine australische Textilwissenschaftlerin. Sie nutzte ihre MINT-Fähigkeiten, um zu einer weltweiten Expertin dafür zu werden, wie Wolle verfilzt, schrumpft und Reibung erzeugt.
Kunst + MINT
Wenn künstlerische Fähigkeiten sich mit MINT-Fähigkeiten verbinden, werden sie zu einer Superkraft, die Probleme lösen und neue Dinge schaffen kann. Deshalb fügen die Schulen die künstlerischen Fächer zu MINT hinzu und nennen es MINKT. Kunst zu praktizieren hilft dir, kreativ und fantasievoll zu sein und verschiedene Teile deines Gehirns zu nutzen, um auf neue Ideen zu kommen.
Neue Fähigkeiten für die Zukunft
Die Schule soll uns auf die Zukunft vorbereiten. Welche Fähigkeiten sind deiner Meinung nach wichtig? Die OECD, eine internationale Organisation, hat einen Lernkompass entwickelt, der Kindern helfen soll, sich auf die Zukunft vorzubereiten. Sie verbindet Fähigkeiten wie Teamarbeit mit Wohlbefinden und Werten. Das hilft uns, nicht nur Fähigkeiten zu erwerben, sondern auch gesunde, verantwortungsvolle und respektvolle Bürger zu werden.
Welche Fähigkeiten werden in der Textilausbildung vermittelt?
Textilhandwerk und handwerkliche Projekte sind eine grossartige Möglichkeit für Kinder, Kreativität, kritisches Denken, Teamarbeit und kommunikative Fähigkeiten zu erlernen und zu üben.
Nähen erfordert Sorgfalt, Liebe zum Detail, Fähigkeiten im Reparieren, Kreativität, Hand-Augen-Koordination und Ausdauer.
Beim Weben geht es darum, Muster zu erkennen, Räumlichkeit zu verstehen, Techniken zu beherrschen, Probleme zu lösen, Farben zu koordinieren und die Ausrüstung zu handhaben.
Stricken erfordert Schnelligkeit, Musterlesen, Fingerspitzengefühl, Flexibilität, ein Verständnis für Mathematik und die Fähigkeit, neue Ideen zu entwickeln.
Was steckt in einem Stich?
Beim Nähen und Sticken wurden Mädchen und Frauen traditionell weibliche Ideale vermittelt.
Mit der Hand kann man Kleidung, Knopflöcher und Haushaltsgegenstände wie Quilts nähen.
Durch das Sticken von Buchstaben konnten Mädchen ihre Kleidung mit Initialen oder Namen versehen.
Nähmaschinen sind hilfreich
Die im Jahr 1851 erfundene Nähmaschine erleichterte Handarbeiten, Sticken und Schneidern.
Nähen war eine wichtige Fähigkeit für junge Mädchen, denn von ihnen wurde erwartet, dass sie gute Hausfrauen wurden oder z. B. in einer Textilfabrik Arbeit fanden.
Stricken Männer auch?
Beim Stricken werden Pflanzenfasern wie Baumwolle oder Tierfasern wie Wolle und Seide durch Knoten und Schlingen zu Socken und anderen Kleidungsstücken verarbeitet.
Es mag dich überraschen, dass bis zum 19. Jahrhundert hauptsächlich Männer strickten. Heute interessieren sich Wissenschaftlerinnen und Wissenschaftler für das Stricken, weil es dem Programmieren von Computern und dem Lösen von mathematischen Problemen ähnlich ist.
Gewebte Geschichten erzählen
Das Weben ist ein uraltes Handwerk, bei dem Stoffe durch das Verknüpfen von Fäden auf einem Webstuhl hergestellt werden.
Es gibt zwei Fäden: einen, der auf und ab geht (Kette), und einen, der von einer Seite zur anderen geht (Schuss). Durch die Verflechtung werden Stoffe für Kleidung und andere Textilien hergestellt.
Seit dem 19. Jahrhundert, als die mechanischen Textilmaschinen erfunden wurden, arbeiteten Mädchen und Frauen in Mühlen, wo sie Stoffe herstellten. Sie benutzten grosse Maschinen, um Fäden zu Stoffen zu weben. Einige besondere Frauen wurden sogar Erfinderinnen oder setzten sich für die Rechte der Arbeiterinnen und Arbeiter ein!
In den 1940er Jahren arbeiteten Frauen und Mädchen als Weberinnen, Spinnerinnen und Näherinnen, um während des Krieges zu helfen. Stephanie Kwolek war eine bedeutende Chemikerin, die Kevlar erfunden hat, eine sehr widerstandsfähige und hitzebeständige Faser. Sie und andere Wissenschaftlerinnen hatten einen grossen Einfluss auf die Textilwissenschaft.
Textilien und Kunst
Die Textilkunst verbindet traditionelle Fähigkeiten mit moderner Technologie. Künstlerinnen und Künstler kombinieren alte Techniken wie Sticken, Nähen und Stricken mit neuen Technologien, um Geschichten zu erzählen und unsere Sinne anzusprechen.
Literaturverzeichnis
Allgemein
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Lernziele
Basierend auf Lehrplan 21, Deutschschweiz, 2024.
Die Schülerinnen und Schüler…
TTG.1.A.1 für 9+
2 b) können die Wirkung von Objekten wahrnehmen und beschreiben (Zusammenspiel von Funktion, Konstruktion, Gestaltungselementen). können erkennen, mit welchen Verfahren Objekte hergestellt wurden.
TTG.1.B.2 für 9+
2b) kennen die Fachbegriffe der im Prozess verwendeten Werkzeuge, Maschinen, Materialien und Verfahren und können diese anwenden.
TTG.3.A.2 für 9+
2b) können Auswirkungen von Erfindungen auf den Alltag einschätzen (z.B. Nähmaschine, Webstuhl, Bohrmaschine, Rad, Zahnrad).
NMG 1.6 für 7+
1a) können anhand von Beispielen Rollenverhalten beschreiben und vergleichen (z.B. Wer hat welche Aufgaben und Befugnisse? Wer trägt welche Kleidung? Wer pflegt welche Hobbys?).
Weitere Kompetenzen
können Stärken und Schwächen ihres Lern- und Sozialverhaltens einschätzen.
können Lernwege rückblickend beschreiben und bewerten (basierend auf ihren Lernerfahrungen während COVID-19).